Semesterticket - Was ist das eigentlich?

Mit der aktuellen Abstimmung über die Wiedereinführung des Semestertickets ist studentische Mobilität wieder in aller Munde und es stellt sich die die Frage, was eigentlich das Semesterticket ist.

 

Auf den ersten Blick ist es lediglich ein Fahrausweis, mit dem Studierende ein Semester lang, also sechs Monate, den öffentlichen Personennahverkehr an ihrem Studienort nutzen können. Die Besonderheit dabei ist der ursprüngliche Gedanke. Dieser ist, dass die verfasste Studierendenschaft – das Studierendenparlament und der ASTA – einen Semesterticketvertrag mit dem zuständigen Verkehrsverbund verhandelt. Dabei hat die Studierendenschaft im Normalfall eine gewichtige Verhandlungsposition, denn sie vertritt eine große Anzahl Studierender, die potentiell Mobilität benötigen, um zur Universität zu gelangen. So ist dann die Idee des Semestertickets, dass fast alle Studierenden solidarisch ein Ticket kaufen, sodass der Verkehrsverbund Tickets zu einem Preis anbieten kann, der unter den frei verkäuflichen Tickets liegt. Das Kalkül ist dabei für den Verkehrsverbund, dass nicht alle Studierenden ihr Ticket nutzen und dass der Verwaltungsaufwand bei den Universitäten liegt. Deswegen wird die Gebühr für das Semesterticket immer im Zuge der Rückmeldung erhoben. Ein weiterer Punkt des sogenannten Solidarmodells beim Semesterticket ist, dass Studierende mit besonderen finanziellen Schwierigkeiten oder Härten einen Zuschuss bekommen können, sodass für sie das Ticket etwas günstiger ist. Zur Deckung des Zuschusses gibt es den Sozialfondbeitrag, der auch jedes Semester erhoben wird. 

 

An der TU Berlin gab es seit dem Sommersemester 2002 ein Semesterticket. Das ursprüngliche Ticket kostete 109€ pro Semester (also 18,17€ pro Monat), damals unter dem Aspekt der Umsatzneutralität für den VBB, d.h. mit dem Ticket sollte kein Umsatz gemacht werden. Allerdings hat sich für den Verkehrsverbund gezeigt, dass die Einnahmen von Studierenden sichere Einnahmen sind, denn Studierende benötigen Mobilität und würden daher kaum ein Semesterticket kündigen. Zur Steigerung der Einnahmen wurde der Preis des Semestertickets über die Jahre immer weiter erhöht. Auch der ursprüngliche Gedanke einer Verhandlung zwischen Studierendenschaft und Verkehrsverbund wurde so konterkariert und das Angebot des VBB entwickelte sich mehr zum Diktat mit dem Motto „Friss oder stirb“. Daher konnte im Laufe der Zeit nicht mehr von Verhandlungen mit dem VBB gesprochen werden. Vielmehr wurde immer mehr der Berliner Senat involviert und mit viel Mühe und der Bearbeitung von Politiker*innen konnte der Preis teilweise durch Zuschüsse gedeckelt werden. 

Mit dem Deutschlandticket-Semesterticket ist das Prinzip Verhandlung endgültig ad absurdum geführt worden, denn es gibt lediglich ein festes Angebot, d.h. 60% des Preises vom Deutschlandticket, das angenommen werden kann oder nicht.

Das ist der höchste Preis, der laut Gutachten von Verkehrsverbünden im Solidarmodell noch rechtlich haltbar ist. Dieses Angebot wird auch hauptsächlich nur gemacht, weil es für die Verkehrsverbünde besser ist dieses Semesterticket anzubieten, als wenn sich viele Studierende nur für einige Monate im Semester ein normales Deutschlandticket kauften. Außerdem besteht seitens des VBB kein Wille zu Verhandlung Über Tickets abseits eines Deutschlandticket-Semestertickets, wie z.B. eines günstigen Berlin ABC Tickets mit Fahrradmitnahme. Der ursprüngliche Gedanke von günstigster Mobilität für Studierende ist somit Geschichte.